Borchert: Ökumene der CDU/CSU

08.10.2000

„C“ wie christlich?!

Innerhalb weniger Wochen wurde das Verhältnis zwischen der evangelischen und der katholischen Kirche in Deutschland zweimal belastet oder zumindest getrübt. Im September ordnet die vatikanische Erklärung „Dominus Jesus“ den wahren Ort der Kirche dem katholischen Glauben zu; im Oktober vermutet der Kölner Kardinal Joachim Meisner, das „für manchen Protestanten die Kirche ein soziologischer und kein theologischer Begriff“ ist.
(Interview mit der ‚Welt am Sonntag‘ vom 8. Oktober 2000)

Eigentlich kein gutes Fundament für den ersten ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin. Aber das ökumenische Netz, das in den letzen Jahren immer enger geknüpft wurde, wird diesen Belastungen standhalten. Dies gilt vor allem für die Arbeit vor Ort.

Aufhorchen lässt den Politiker jedoch die Aufforderung des Kölner Kardinals an die CDU, das „C“ im Namen dann ersatzlos zu streichen, wenn die CDU beim sogenannten Antidiskriminierungsgesetz von Homosexuellen „umfällt“.

Schließlich ist da noch der Vorwurf von Kardinal Meisner an die Adresse der CDU-Politiker, sie würden sich an einem „nebulösen christlichem Menschenbild orientieren, das sich am christlichen Gottesbild nicht mehr orientiert“. Für mich kann und muß ich jedoch behaupten, dass mein christliches Menschenbild keinesfalls nebulös ist. Ein Gesetz, das die Position der Ehe relativiert oder nivelliert, wird es mit der CDU nicht geben.

Das „C“ in der CDU steht dabei schon gar nicht zur Disposition. Es ist für die CDU Herausforderung und Chance, eine dem Menschen gerechte Politik zu gestalten. Falsch liegt derjenige, der das „C“ von vorn herein als eine Art „Gütesiegel“ betrachtet. Sozusagen: Da wo „C“ draufsteht, ist auch in jedem Fall „christlich“ drin. Es ist vielmehr unser Anspruch, dass wir bei unserem politischen Handeln am „C“ messen lassen.

Das „C“ ist aber auch der entscheidende Integrationsfaktor für die gemeinsame politische Arbeit der CDU/CSU. Dies setzt das Zusammenwirken von katholischen und evangelischen Christen in der Union voraus.

Über 50 Jahre nach Gründung der Bundesrepublik und zehn Jahre nach der Deutschen Einheit ist offensichtlich, dass es eine der herausragenden Stärken der CDU/CSU ist, wenn Protestanten und Katholiken ihre politische Kompetenz zum Wohle unseres demokratischen Gemeinwesens einsetzen.Auch diese Zusammenarbeit, dieses gegenseitige Ergänzen im Sinne der Ökumene, ist ursächlich für das „Erfolgsmodell“ Bundesrepublik Deutschland.

Die Ökumene in der CDU ist ein Reichtum. Dies setzt jedoch voraus, dass man sich gegenseitig nicht abspricht, Christ in einer vollwertigen Kirche zu sein. Darin stimmen Christen katholischer und evangelischer Anschauung innerhalb der CDU/CSU überein.

Das „C“ ist auch weiterhin Ansporn für das politische Handeln der CDU/CSU. Wir werden auch zukünftig versuchen, unsere Entscheidungen an christlichen Werten zu orientieren und zu messen.

Die kritisch-fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Katholiken und Protestanten innerhalb der CDU/CSU ist dafür ein überzeugender Beweis.

Jochen Borchert, MdB
Bundesvorsitzender des EAK

Berlin, den 08.10.2000